Zwei Methoden, um gesehen zu werden...

Soweit man zunehmend häufig in der Zeitung liest und beinahe täglich im Radio hört, ist ja das sog. "Gesehen-Werden" gleichzeitig Resultat und Voraussetzung eines sog. "wertschätzenden" und "achtsamen" Umgangs aller mit allen, der alle glücklich und zufrieden hinterlässt.

Möge der Entität, die - so sie denn Bewerbungen schriebe - durchaus auch stolz ein "d" (für Dinosaurier) angeben könnte, verziehen werden, dass sie dieses ganze Konzept vermutlich nicht richtig kapiert und es ihr infolgedessen schwerfällt, zwischen jenem "Gesehen-Werden" und dem althergebrachten, ja gewöhnlichen "Auffallen" zu unterscheiden. Außer freilich, dass letzteres ein bisschen aktiver klingt, also nach eigenem Bemühen darum, denn doch zu guter Letzt gesehen zu werden, nicht wahr? Und vielleicht ist es so, dass es Leute gibt, denen diese aktive Sache ganz arg leicht fällt, also praktisch: Naturell, so dass alle anderen Leute gar nicht recht umhinkommen, diese zu sehen, so dass die dann auch gesehen werden müssen - ob man das alles sehen will oder nicht.

Aber wenn das mit dem "Gesehen-Werden" jetzt tatsächlich so wichtig ist, dann darf und sollte man vielleicht von solchen natürlichen und dann oft auch professionellen Gesehen-Werdern lernen. Und wenn man sich so umschaut, dann fallen eigentlich zwei Methoden ins Auge, die gar nicht so schwierig und vor allem in ihrer Durchsichtigkeit völlig transparent scheinen, öhm...

Methode 1 (die wir volkstümlich die "Methode Kubicki" nennen könnten): Man beobachtet eine Diskussion (die man sich auch gerne selbst ausgedacht haben darf), beteiligt sich so ein bisschen daran und sobald diese beginnt, deutlich einer insgesamt vernünftigen Richtung zuzuneigen, die man heimlich auch selbst gutheißt und durchgesetzt sehen will, wirft man sich mit Verve auf die Gegenseite. Das schadet dann nicht mehr. Dafür aber sehen einen aber auch ganz alle.

Methode 2 (die wir fachtümlich die "Methode Rostalski" nennen könnten) geht so: Man bemerke irgendwo irgendeine Diskussion (oder denke sich eine aus), warte ab, in welche Richtung sich die Mehrheitsmeinung (so vorhanden) neigt und werfe sich dann ohne jede Rücksicht auf so überholte und also überflüssig einengende Eigenschaften wie Vernünftig- oder gar Verständlichkeit mit Verve und so lautstark wie nur irgend möglich in die Gegenrichtung. Und voilà...

Freilich mögen die soeben gebrauchten Methoden-Bezeichnungen fehlgeleiteter Wertschätzung und Achtsamkeit entspringen, doch mag man solch' empathietriefendem, umfassendem Beobachter-Aug' nicht gram sein! Die Sache bleibt ja immer dieselbe, mag sie auch "Schlipf" und "Schlapf" genannt werden - oder für unsere anglophilen Leser "Johnson & Johnson"...

Und nun geht hinaus und übt, meine Kinder!

Die d(inosaurische)-Entität bleibt überholt und hält's mit dem schon sehrsehr weisen Tipp des alten Epikur, dass ein Leben im Verborgenen (Lathe biosas -- keine Ahnung, ob es hier einen Altgriechisch-Font gibt?) eigentlich auch ganz schön und überhaupt das allerschönste sei. Amen.